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SEHEPUNKTE - Druckversion: Rezension von: Stift und Wirtschaft - Ausgabe 8 (2008), Nr. 11

<?xml version="1.0" encoding="utf-8"?> <!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Transitional//EN" "http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-transitional.dtd"> <html lang="en" xml:lang="en" xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> <head> <title>SEHEPUNKTE - Druckversion: Rezension von: Stift und Wirtschaft - Ausgabe 8 (2008), Nr. 11</title> <meta content="text/html; charset=utf-8" http-equiv="content-type" /> <link href="/css/general.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> <link href="/favicon.ico" rel="shortcut icon" type="image/x-icon" /> <link href="/favicon.ico" rel="icon" type="image/x-icon" /> <script> (function(i,s,o,g,r,a,m){i['GoogleAnalyticsObject']=r;i[r]=i[r]||function(){ (i[r].q=i[r].q||[]).push(arguments)},i[r].l=1*new Date();a=s.createElement(o), m=s.getElementsByTagName(o)[0];a.async=1;a.src=g;m.parentNode.insertBefore(a,m) })(window,document,'script','https://www.google-analytics.com/analytics.js','ga'); ga('create', 'UA-8812988-2', 'auto'); ga('set', 'anonymizeIp', true); ga('send', 'pageview'); </script> </head> <body class="printable"> <h1>sehepunkte 8 (2008), Nr. 11</h1> <h1>S枚nke Lorenz / Andreas Meyer (Hgg.): Stift und Wirtschaft</h1> <p>Allzu lang regelrecht vernachl盲ssigt, hat die Erforschung mittelalterlicher Stiftskirchen, ihrer Ph盲nomenologie und Typologie, in j眉ngerer Zeit grundlegende Einsichten vor allem einer Reihe von Arbeiten Peter Moraws und Irene Crusius' zu verdanken. Von Alfred Wendehorst und Stefan Benz stammt das erste Verzeichnis aller S盲kularkanonikerstifte der Reichskirche, das - 1994 als Zeitschriftenbeitrag und 1997 als Monographie erschienen - l盲ngst als unentbehrliches Hilfsmittel f眉r Kirchen- und Landeshistoriker gelten kann. Und schlie脽lich verfolgt seit mehr als einem Jahrzehnt das von S枚nke Lorenz in T眉bingen betriebene Stiftskirchenprojekt das ehrgeizige Ziel, entsprechende Institutionen in einem 眉berschaubaren Raum - dem Land Baden-W眉rttemberg - nach Art eines Handbuchs zu erfassen und darzustellen. Der Vorbereitung dieses Kompendiums dienten mehrere Tagungen im oberschw盲bischen Weingarten, bei denen zentrale Aspekte des Stiftskirchenwesens im 眉berregionalen Kontext er枚rtert wurden: Aufgaben und Perspektiven der Forschung (2000), Arch盲ologie und Kunstgeschichte (2001), Schule (2002), Fr枚mmigkeit und Spiritualit盲t (2003) sowie zuletzt die 枚konomische Seite geistlichen Lebens (2004).</p> <p>Die wirtschaftlichen Verh盲ltnisse von Stiftskirchen eingehender zu w眉rdigen, erscheint schon deshalb angebracht, weil aus ihrer Handhabung der bei weitem gr枚脽te Teil der stiftischen Schriftgut眉berlieferung erwachsen ist. Nicht von ungef盲hr bieten herk枚mmliche Stiftskirchenmonographien - dankenswerterweise - neben Namenslisten von Dignit盲ren und Kanonikern oft umfangreiche Kataloge des geistlichen Herrschafts-, Grund- und Rentenbesitzes. Immerhin waren Stifte ebenso wie Kl枚ster nicht zuletzt Wirtschaftsbetriebe und Kreditinstitute, in wirtschaftlicher Hinsicht vergleichend betrachtet wurden sie bislang aber noch nicht.</p> <p>Anliegen der Weingartner Tagung 眉ber Stift und Wirtschaft und des auf ihr beruhenden, hier anzuzeigenden Aufsatzbandes ist es, elementar einschl盲gige Fragen vor einem weiteren Horizont zu er枚rtern. Im Vordergrund des Interesses stand dabei das seit dem hohen Mittelalter allenthalben herrschende Pfr眉ndenwesen, durch das sich die weltlichen Kollegiatstifte grundlegend von kl枚sterlichen Gemeinschaften unterschieden, und die interne Verteilung der zur Verf眉gung stehenden materiellen Ressourcen - also eigentlich eine verfassungsgeschichtliche Thematik. Zur Herausbildung einzelner Pfr眉nden an Stiftskirchen und zur Festschreibung ihrer Zahl kam es, wie Andreas Meyer darlegen kann, im 脺bergang vom 12. zum 13. Jahrhundert, nachdem bereits seit dem 9. Jahrhundert separate Kapitelsverm枚gen entstanden waren, um damit das Problem der h盲ufigen Abwesenheit von Kanonikern in den zu Griff zu bekommen. Am Beispiel der Stifte in der W眉rzburger Di枚zese schildert Enno B眉nz Entstehung und Funktion der so genannten Obleien oder Ob枚dienzen, eines weiteren Komplexes stiftischer Sonderverm枚gen, der zumeist in Jahrtagstiftungen wurzelte. Obleien dienten als Zulagen auf die Pfr眉nden vollberechtigter Kapitularkanoniker, wurden aber nicht als deren Bestandteil angesehen und waren oft eintr盲glicher als die Pfr眉nden selbst; 眉berdies konnte im Kreis der Mitkapitulare mit ihnen gehandelt werden. Im westf盲lischen Kanonissenstift Geseke (Daniel Berger) gelangte die G眉tertrennung zwischen 脛btissin und Kapitel erst in der zweiten H盲lfte des 14. Jahrhundert zum Abschluss, jedoch gab es dort weder Einzelpfr眉nden noch Ob枚dienzen, vielmehr wurden die Eink眉nfte gleichm盲脽ig unter den Konventualinnen verteilt; dabei beg眉nstigte die Monetarisierung der Pr盲benden die Aufl枚sung der Klausur und des gemeinschaftlichen Lebens. Dazu f眉gt sich auch die Beobachtung Elsanne Gilomen-Schenkels, wonach es in Interlaken (und im Fall adliger Frauen vielfach auch andernorts) 眉blich war, die ins Kloster geschickten T枚chter mit privatem Besitz auszustatten, der erst nach deren Tod als Jahrzeitstiftung an das Kloster fiel. Hinsichtlich der Pfarrpfr眉nden im Bistum Ratzeburg steht aus dem 14. und 15. Jahrhundert eine besonders gute 脺berlieferung zur Verf眉gung, die die wirtschaftliche Bedeutung der Oblationen einmal mehr unterstreicht (Stefan Petersen). Die Vermehrung der f眉r ein Stift verf眉gbaren Pfr眉nden mittels Inkorporation von Pfarrkirchen und die damit verbundenen Pflichten in der Seelsorge schildert Stefanie Albus am Beispiel des Pr盲monstratenserstifts Adelberg.</p> <p>Stiftitsche Wirtschaft im weiteren Sinn wird in den vier 眉brigen Beitr盲gen thematisiert: Helmut Flachenecker macht deutlicht, dass die Stifte der Pr盲monstratenser den Kl枚stern der Zisterzienser hinsichtlich innovativer landwirtschaftlicher Nutzungsformen durchaus ebenb眉rtig waren, allerdings wussten sie das Instrument des marktorientierten Stadthofs nicht ganz so effektiv zu handhaben. Einzelnen Stiften und ihren Wirtschaftsformen widmen sich Martin Mundorf (Oberhofen in G枚ppingen), Sabine Beate Reustle (Backnang) und Gregor Egloff (Berom眉nster). Dabei kommen mehr oder minder ausf眉hrlich alle einschl盲gigen Aspekte zur Sprache: Besitzstruktur, Besitzverteilung und Besitzverwaltung, Erfolg und Krise. Nicht zuletzt wird deutlich, dass Stifte gew枚hnlich gar keine einheitlichen Wirtschaftsbetriebe waren, sondern - wiederum wie Kl枚ster - aus mehreren separaten G眉terverwaltungen und Kassen bestanden: in Backnang aus der Fabrik, der Pr盲senz, der K眉sterei und der Kellerei, in Berom眉nster aus dem Keller-, dem Kammer-, dem Bau- und dem S盲ckelamt. Berom眉nster ist auch ein Beispiel daf眉r, dass Stifte nicht allein kulturell und politisch, sondern auch wirtschaftlich "enorm erfolgreich" sein konnten - vor allem dann, wenn die internen Kontrollmechanismen funktionierten.</p> <p>Schlie脽lich gibt Oliver Auge eine nach Erwartungen, Ertr盲gen und Desideraten gegliederte Zusammenfassung. Wenn er dabei die am Ende offen gebliebene Frage nach einer spezifisch stiftischen "Wirtschaftspolitik" aufwirft, m枚chte man obendrein wissen, ob und inwieweit es strukturelle Unterschiede zwischen stiftischen, kl枚sterlichen und adligen Besitzkomplexen gab und wie diese gegebenenfalls bedingt waren. Zumindest in ihrer Funktion als "Kreditkassen" f眉r den gemeinen Mann scheint den Stiften vielfach eine Sonderrolle zugekommen zu sein, die aber in Weingarten bedauerlicherweise nicht eigens zur Sprache kam. Zu guter Letzt h盲tte man dem Band eine beherzter zupackende Redaktion gew眉nscht, denn manche der Beitr盲ge sind von 盲rgerlichen stilistischen und grammatikalischen Schw盲chen durchzogen. Dass dergleichen heute auch anderw盲rts immer mehr 眉berhand nimmt, darf in der wissenschaftlichen Literatur nicht zu falscher redaktioneller Nachsicht verleiten. Gleichwohl: ein anregendes und in mancher Hinsicht auch grundlegendes Buch.</p> <div class="box"> <div class="header">Rezension &uuml;ber:</div> <div class="body"> <p> S枚nke Lorenz / Andreas Meyer (Hgg.): Stift und Wirtschaft. Die Finanzierung geistlichen Lebens im Mittelalter (= Schriften zur s眉dwestdeutschen Landeskunde; Bd. 58), Ostfildern: Thorbecke 2007, VII + 232 S., ISBN 978-3-7995-5258-5, EUR 34,90 </p> </div> </div> <div class="box"> <div class="header">Rezension von:</div> <div class="body"> Kurt Andermann <br>Landesarchiv Baden-W眉rttemberg, Karlsruhe </div> </div> <div class="box"> <div class="header">Empfohlene Zitierweise:</div> <div class="body"> Kurt Andermann: Rezension von: S枚nke Lorenz / Andreas Meyer (Hgg.): Stift und Wirtschaft. Die Finanzierung geistlichen Lebens im Mittelalter, Ostfildern: Thorbecke 2007, in: sehepunkte 8 (2008), Nr. 11 [15.11.2008], URL: <a href="/2008/11/13926.html">https://www.sehepunkte.de/2008/11/13926.html</a> <p><br>Bitte geben Sie beim Zitieren dieser Rezension die exakte URL und das Datum Ihres letzten Besuchs dieser Online-Adresse an.</p> </div> </div> </body> </html>

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